Bereitgestellt: 01.04.2025
«Versagt?»
Ein wilder Ritt von einer Plauderei hin zu Dietrich Bonhoeffer und Höllenhunden
Ein wilder Ritt von einer Plauderei hin zu Dietrich Bonhoeffer und Höllenhunden
«Ihr habt versagt, nun braucht es wieder Aufrüstung». Perplex schaue ich mein Gegenüber an. «Wir haben versagt? Was meinst du damit?» «Na, ihr, ihr Merkels und so. Ihr Frauen, die ihr immer das Gespräch und Verständigung sucht. Ihr habt versagt.»
Die Plauderei, anfangs März auf einem Sofa nichts ahnend begonnen, steuert auf wilde Gewässer zu. Wir haben versagt? «Wir», die wir auf Gespräch und Verständigung setzen?
Als ich später am Tag die Tageszeitung lese, sehe ich, woher der Wind weht: «Spüren wir es nicht alle?», lese ich in der Stellungnahme eines Publizisten. «Es rollt eine neue Epoche im Höllentempo auf uns zu, in der Schweiz geradeso wie in Europa: Die Zeiten der Amherds, der von der Leyens, der Scholzens, Habecks und Baerbocks sind vorbei. Ich bin froh darum». Ja. Wir spüren es alle: Es scheint, dass Egoismus und Rücksichtslosigkeit das Szepter auf der Weltbühne übernommen haben. Was mich aber fast mehr noch erschauern lässt, ist die Erleichterung, ja: der Triumph, der mitschwingt in den Worten dieses Publizisten: Endlich dreht sich der Wind, endlich darf man wieder mit gutem Gewissen das Sturmgewehr vom Estrich holen.
Vor Jahren stellte ich in meinen Monatsgedanken dem «Drachentöter Georg» die «Drachenzähmerin Martha» entgegen. Beide retten das Dorf vor dem Drachen, aber mit unterschiedlichen Mitteln. Mein Herz ist bei der Drachenzähmerin. Ich kenne aber auch den Anschlag vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler, zu dessen Drahtziehern der Pfarrer Dietrich Bonhoeffer gehörte. Wenn sich der Drache nicht zähmen lässt, muss ihm die Stirn geboten werden.
Aber dieser Triumph, diese kaum verhehlte Schadenfreude, mit der nun zu den Waffen gerufen wird! Das Drachentöten ist das eine, die Höllenhunde sind das andere: Der Hass, der Eigennutz, die Rücksichtslosigkeit. Das «Höllentempo», in dem die Tyrannen dieser Welt eine Zeitenwende hervorrufen, ruft auch die Höllenhunde auf den Plan. Gezüchtet zum Drachentöten, dürfen sie endlich tun, was sie tun wollen. Und wir, vor Angst erstarrt, überlassen ihnen das Feld.
Davor graut mir am meisten.
Mehr als je zuvor, will ich mich deshalb starkmachen für Gespräch und Verständigung hier vor Ort. Auch, wer anders denkt und abstimmt, ist ein Mensch. Gehen wir aufeinander zu, und wenn es Überwindung kostet. Lernen wir einander besser kennen. Sprechen wir über unsere Hoffnungen und Ängste. Seien wir füreinander da.
Und lassen wir uns bei unseren Entscheiden von Hoffnung lenken und nicht von Angst.
Lilian Fankhauser
Die Plauderei, anfangs März auf einem Sofa nichts ahnend begonnen, steuert auf wilde Gewässer zu. Wir haben versagt? «Wir», die wir auf Gespräch und Verständigung setzen?
Als ich später am Tag die Tageszeitung lese, sehe ich, woher der Wind weht: «Spüren wir es nicht alle?», lese ich in der Stellungnahme eines Publizisten. «Es rollt eine neue Epoche im Höllentempo auf uns zu, in der Schweiz geradeso wie in Europa: Die Zeiten der Amherds, der von der Leyens, der Scholzens, Habecks und Baerbocks sind vorbei. Ich bin froh darum». Ja. Wir spüren es alle: Es scheint, dass Egoismus und Rücksichtslosigkeit das Szepter auf der Weltbühne übernommen haben. Was mich aber fast mehr noch erschauern lässt, ist die Erleichterung, ja: der Triumph, der mitschwingt in den Worten dieses Publizisten: Endlich dreht sich der Wind, endlich darf man wieder mit gutem Gewissen das Sturmgewehr vom Estrich holen.
Vor Jahren stellte ich in meinen Monatsgedanken dem «Drachentöter Georg» die «Drachenzähmerin Martha» entgegen. Beide retten das Dorf vor dem Drachen, aber mit unterschiedlichen Mitteln. Mein Herz ist bei der Drachenzähmerin. Ich kenne aber auch den Anschlag vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler, zu dessen Drahtziehern der Pfarrer Dietrich Bonhoeffer gehörte. Wenn sich der Drache nicht zähmen lässt, muss ihm die Stirn geboten werden.
Aber dieser Triumph, diese kaum verhehlte Schadenfreude, mit der nun zu den Waffen gerufen wird! Das Drachentöten ist das eine, die Höllenhunde sind das andere: Der Hass, der Eigennutz, die Rücksichtslosigkeit. Das «Höllentempo», in dem die Tyrannen dieser Welt eine Zeitenwende hervorrufen, ruft auch die Höllenhunde auf den Plan. Gezüchtet zum Drachentöten, dürfen sie endlich tun, was sie tun wollen. Und wir, vor Angst erstarrt, überlassen ihnen das Feld.
Davor graut mir am meisten.
Mehr als je zuvor, will ich mich deshalb starkmachen für Gespräch und Verständigung hier vor Ort. Auch, wer anders denkt und abstimmt, ist ein Mensch. Gehen wir aufeinander zu, und wenn es Überwindung kostet. Lernen wir einander besser kennen. Sprechen wir über unsere Hoffnungen und Ängste. Seien wir füreinander da.
Und lassen wir uns bei unseren Entscheiden von Hoffnung lenken und nicht von Angst.
Lilian Fankhauser