Bereitgestellt: 01.11.2025
WENIGER TEMPO – MEHR LEBEN
Vielleicht kennen Sie das neue Pétanque-Angebot neben der Kirche Rapperswil schon? Wir haben alle 14 Tage ein Datum festgelegt an dem abends gemeinsam gespielt werden kann. Es wird erfreulich rege besucht. Bei der Planung im Frühjahr haben wir aber etwas vergessen: im Herbst werden die Tage kürzer und damit errreicht uns die Dunkelheit früher. 19 bis 21 haben wir als Zeitrahmen festgelegt, das macht aber bereits Ende September keinen Sinn mehr, weil ab ca. 20 Uhr zu wenig Licht mehr vorhanden ist. Und Pétanque im Dunkeln – nein, das wollen wir nicht versuchen.
Weil weniger Licht wird und damit die hellen Stunden fehlen, die uns aktiv werden lassen, gewinnt der Tag an Ruhezeit. Das Tempo wird langsamer, Erholung bietet sich an. Ich tue alles, was ich tue, langsam. Beim Reden, beim Schreiben, beim Handwerken, beim Velofahren, beim Kochen… nume ned gsprengt ist einer meiner Lieblingssprüche.
Ich habe 10 Jahre an einem Zürcher Gymnasium unterrichtet und war mit meinem tiefen Tempo (und dem langsamen Berner Dialekt) eine Art Gegenpol zu vielen der anderen Lehrkräfte – und beliebte Zielscheibe von liebevollem Spott. Aber hei, warum soll ich etwas schnell machen, wenn es auch langsam geht?
Gott hat die Hast nicht in seine Schöpfung hineingelegt. Er hat uns die Zeit geschenkt, damit wir sie nutzen – nicht um sie zu verschwenden, sondern um sie zu füllen mit dem, was wirklich zählt.
Jesus lehrt uns, dass das Wichtigste im Leben nicht in Eile geschieht. Die Liebe braucht Zeit. Das Vertrauen braucht Zeit. Der Glaube braucht Zeit. Und auch wir dürfen lernen, dass es gut ist, wenn wir nicht immer alles sofort erledigen können. Dass es gut ist, wenn wir manchmal warten müssen – auf Hilfe, auf Heilung, auf Antworten. Denn im Warten lernen wir Geduld, Demut und Vertrauen.
Wenn wir langsamer werden, haben wir mehr Zeit, einander zu begegnen und auch zu brauchen, Hilfe anzunehmen. Das ist keine Schwäche, sondern eine Chance. Eine Chance, Dankbarkeit zu zeigen, Beziehungen zu vertiefen, Gemeinschaft zu leben.
Ein tiefes Tempo öffnet uns die Augen für die kleinen Gesten der Liebe: für die Hand, die uns stützt, für das Lächeln, das uns ermutigt, für das Wort, das uns tröstet. Sie lehrt uns, dass wir nicht nur Empfänger, sondern auch Geber sein können – nicht durch grosse Taten, sondern durch unsere Anwesenheit, unsere Aufmerksamkeit, unser Gebet.
Ein besonderer Segen der Langsamkeit ist die Möglichkeit, näher zu Gott zu finden. In der Hast des Alltags vergessen wir oft, innezuhalten und auf Gottes Stimme zu hören. Doch wenn wir langsamer werden, wenn wir mehr Zeit haben, dann können wir lernen, in der Stille zu beten, in der Stille zu hören, in der Stille Gottes Nähe zu spüren.
Die Langsamkeit schenkt uns auch die Möglichkeit, unser Leben zu bedenken, zu danken und zu versöhnen. Wir haben Zeit, zurückzublicken: Was war wichtig? Wofür bin ich dankbar? Wo habe ich Fehler gemacht, die ich bereinigen kann? Die Langsamkeit gibt uns den Raum, uns bei Menschen zu entschuldigen, denen wir wehgetan haben, und ihnen zu verzeihen, die uns verletzt haben. Sie schenkt uns die Chance, unser Leben in Ordnung zu bringen – nicht in Hast, sondern in Ruhe und Frieden.
Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie dunkeln Seiten des Tages, die langen Abende nutzen können für die Erholung und das Aufatmen – gehetzt und aufs Pedal gedrückt wird rundum immer noch genug.
Pfarrer Rolf Klopfenstein, Rapperswil-Wengi
Weil weniger Licht wird und damit die hellen Stunden fehlen, die uns aktiv werden lassen, gewinnt der Tag an Ruhezeit. Das Tempo wird langsamer, Erholung bietet sich an. Ich tue alles, was ich tue, langsam. Beim Reden, beim Schreiben, beim Handwerken, beim Velofahren, beim Kochen… nume ned gsprengt ist einer meiner Lieblingssprüche.
Ich habe 10 Jahre an einem Zürcher Gymnasium unterrichtet und war mit meinem tiefen Tempo (und dem langsamen Berner Dialekt) eine Art Gegenpol zu vielen der anderen Lehrkräfte – und beliebte Zielscheibe von liebevollem Spott. Aber hei, warum soll ich etwas schnell machen, wenn es auch langsam geht?
Gott hat die Hast nicht in seine Schöpfung hineingelegt. Er hat uns die Zeit geschenkt, damit wir sie nutzen – nicht um sie zu verschwenden, sondern um sie zu füllen mit dem, was wirklich zählt.
Jesus lehrt uns, dass das Wichtigste im Leben nicht in Eile geschieht. Die Liebe braucht Zeit. Das Vertrauen braucht Zeit. Der Glaube braucht Zeit. Und auch wir dürfen lernen, dass es gut ist, wenn wir nicht immer alles sofort erledigen können. Dass es gut ist, wenn wir manchmal warten müssen – auf Hilfe, auf Heilung, auf Antworten. Denn im Warten lernen wir Geduld, Demut und Vertrauen.
Wenn wir langsamer werden, haben wir mehr Zeit, einander zu begegnen und auch zu brauchen, Hilfe anzunehmen. Das ist keine Schwäche, sondern eine Chance. Eine Chance, Dankbarkeit zu zeigen, Beziehungen zu vertiefen, Gemeinschaft zu leben.
Ein tiefes Tempo öffnet uns die Augen für die kleinen Gesten der Liebe: für die Hand, die uns stützt, für das Lächeln, das uns ermutigt, für das Wort, das uns tröstet. Sie lehrt uns, dass wir nicht nur Empfänger, sondern auch Geber sein können – nicht durch grosse Taten, sondern durch unsere Anwesenheit, unsere Aufmerksamkeit, unser Gebet.
Ein besonderer Segen der Langsamkeit ist die Möglichkeit, näher zu Gott zu finden. In der Hast des Alltags vergessen wir oft, innezuhalten und auf Gottes Stimme zu hören. Doch wenn wir langsamer werden, wenn wir mehr Zeit haben, dann können wir lernen, in der Stille zu beten, in der Stille zu hören, in der Stille Gottes Nähe zu spüren.
Die Langsamkeit schenkt uns auch die Möglichkeit, unser Leben zu bedenken, zu danken und zu versöhnen. Wir haben Zeit, zurückzublicken: Was war wichtig? Wofür bin ich dankbar? Wo habe ich Fehler gemacht, die ich bereinigen kann? Die Langsamkeit gibt uns den Raum, uns bei Menschen zu entschuldigen, denen wir wehgetan haben, und ihnen zu verzeihen, die uns verletzt haben. Sie schenkt uns die Chance, unser Leben in Ordnung zu bringen – nicht in Hast, sondern in Ruhe und Frieden.
Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie dunkeln Seiten des Tages, die langen Abende nutzen können für die Erholung und das Aufatmen – gehetzt und aufs Pedal gedrückt wird rundum immer noch genug.
Pfarrer Rolf Klopfenstein, Rapperswil-Wengi
